Die Murals von Oświęcim, die auf dieser einzigartigen Route zu sehen sind, entstanden überwiegend im Rahmen des Life Festivals Oświęcim (2010-2018). Es gibt aber auch einige Kunstwerke, die auf Initiative des Jüdischen Zentrums in Oświęcim entstanden sind.
Der selige Friede des Nichts – an einer Mauer in Oświęcim
Die Route umfasst insgesamt dreizehn Murals. Wir laden Sie ein, diese außergewöhnlichen Wandkunstwerke zu besichtigen!
1. „Kontrabassisten" (Zamkowa Straße 1, Das Gebäude wird derzeit renoviert)– 2011 von Edward Dwurnik im Rahmen des Life Festivals Oświęcim geschaffen. Das Wandgemälde zeigt junge Kontrabassisten aus der Vorkriegszeit vor einem Hintergrund in Preußisch Blau. Das Werk ist sehr symbolträchtig... Seine Aufgabe ist es, die einseitige Assoziation der Stadt mit dem Todeslager zu „entzaubern" und die Aufmerksamkeit auf andere Facetten von Oświęcim zu lenken.
2. „Gitarrist" (Kreuzung der Straßen J. Śniadeckiego und Z. Wróblewskiego; Nordfassade des Gebäudes) von Andrzej Pągowski entstand 2012 auf einem ehemaligen deutschen Bunker, ebenfalls im Rahmen des Life Festivals Oświęcim. Für den Maler ist dies ein besonderer Ort, da ein Teil seiner Familie in diesem Lager ermordet wurde. Er entschied sich hier, die Idee des Friedens in Verbindung mit Musik und Kunst symbolisch darzustellen. Vor einem dunklen Hintergrund heben sich Friedenstauben und ein Rockgitarrist ab, der für eine Musikrichtung steht, die dem Maler besonders am Herzen liegt. Es war eine besondere Zeit für den Künstler, denn er feierte sein 35. Jubiläum des künstlerischen Schaffens.
3. „Die gesegnete Stille des Nichts" (Kreuzung der Straßen J. Śniadeckiego und Z. Wróblewskiego; Westfassade des Gebäudes) ist ein Werk von Rafał Olbiński. Auch diese Wandmalerei entstand auf einem ehemaligen deutschen Bunker. Es ist ein Manifest der Rückkehr zur Schönheit. Zu einer nicht-kommerziellen und nicht-propagandistischen Schönheit. Ohne übermäßiges Pathos oder plakative Ästhetik. Der Künstler wird oft als „malender Dichter" bezeichnet, der in seiner Kunst die natürliche Schönheit zeigt, die wir in unserem geschäftigen Leben nicht wahrnehmen. Auf diese Weise zwingt er uns dazu, innezuhalten und darüber nachzudenken, was wirklich wichtig ist.
4. Im Jahr 2014 hat Rafał Olbiński einen weiteren ehemaligen deutschen Bunker bemalt. Das Festival-Wandbild „Unbeabsichtigte Flut des Meeres" (Kreuzung der Straßen J. Śniadeckiego und Z. Wróblewskiego; Südfassade des Gebäudes) bildet die Fortsetzung des früheren Werks. Es vervollständigt die Erzählung von der übermäßigen menschlichen Eile und der fehlenden Wahrnehmung der Schönheit der Natur.
Sprechende Köpfe - nicht nur über den Frieden
5-8. Während des Life Festivals Oświęcim 2012 haben zwei Einwohner der Stadt, Tomasz Kiek und Mateusz Makarewicz, sieben Murals geschaffen, die „Sprechenden Köpfe", die Persönlichkeiten und Zitate darstellen, die ihre Aktivitäten oder ihre Arbeit charakterisieren. Sie konzertierten sich dabei auf Toleranz, Menschenrechte, Frieden und Zivilgesellschaft. Welche Köpfe „sprechen“ dort? Derzeit gibt es nur noch vier „Sprechende Köpfe“. Auf den Murals von Oświęcim finden wir Maria Skłodowska-Curie (Kościelna Straße10a), Martin Luther King (Ludwika Solskiego Straße 4, Wandgemälde aus der Stolarska Straße), Johannes Paul II (Gebäude an der Kreuzung der Straßen W. Jagiełły und Klasztorna; Blick von der Klasztorna Straße) und Mahatma Gandhi (Unterseite der Piastowski-Brücke Bulwarowa Straße). Die Werke, die sich vor allem an die jüngere Generation richten, sollen zum Nachdenken anregen und das Bewusstsein für die historischen Erfahrungen von Menschen und Staaten schärfen. Die Wandbilder wurden im Rahmen eines vom Jüdischen Zentrum in Oświęcim organisierten Projekts in verschiedenen Teilen der Stadt angefertigt.
9. „Oświęcim – Impression“ (Maksymiliana Kolbego Straße 18) ist ein Gemälde, das von Professorin Elżbieta Kuraj-Karbowniczek entworfen und 2012 gemeinsam mit mehreren Künstlern im Rahmen des Events „Künstler für die Stadt“ fertiggestellt wurde. Es sind darauf Panoramen der Stadt aus der Vorkriegszeit und der Gegenwart zu sehen.
In Oświęcim ist es göttlich – ein polnisch-ukrainisches Projekt
10. „In Oświęcim ist es göttlich" (Władysława Jagiełły Straße 10) – ein Mural aus dem Jahr 2014, das von polnischen und ukrainischen Jugendlichen im Rahmen des Programms „Das Erbe von Małopolska – das Bildungsgutschein" geschaffen wurde. Es bezieht sich auf den Schutzpatron der Stadt, den Heiligen Don Bosco.
11. Tomasz Bagiński schuf im Rahmen des Life Festivals Oświęcim 2016 die „Kathedrale" (Plebańska Straße 2; Blick von der General J. Dąbrowski Straße). Es ist ein Bild aus seinem (übrigens für die Oscar-Verleihung nominierten) Kurzfilm gleichen Titels. Der Künstler sagt offen, dass er sich von den Werken von Zdzisław Beksiński und Jacek Dukaj inspirieren lässt.
12. „Life” (Generała Józefa Bem Straße 8; Blick von der K. Olszewski Straße) - ein Werk des deutschen Künstlers Heiko Klohn, das im Rahmen des Tauron Life Festivals Oświęcim 2017 entstanden ist. Es zeigt einen schreienden Mann, der zum Beispiel ein Leben im Geiste der Toleranz gegenüber anderen symbolisieren kann. Aber ist es wirklich das, wovon das Wandgemälde spricht? Das ist eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss.
13. „Zeppelin“ (Władysława Jagiełły Straße 12, Seitenansicht), während der letzten Auflage des Tauron Life Festivals Oświęcim aufgenommen, wurde 2018 von Jarosław Jaśnikowski geschaffen. Es ist eine einzigartige Verbindung der realen und der imaginären Welt, in der andere Gesetze gelten. Die Brücke zwischen diesen Welten ist im Werk des Künstlers oft ein Fenster. Dadurch können wir in eine andere, unbekannte Welt einen Blick werfen, in eine alternative Realität. In eine bessere?
Ein Bummel zum „Haus der Werte“.
Das sind natürlich nicht alle Wandgemälde, die wir an den Fassaden in Oświęcim finden. Wenn wir noch nicht genug von diesem einzigartigen Werk haben, können wir immer noch versuchen, andere außergewöhnliche Kunstwerke zu finden. Zum Beispiel die Serie „Haus der Werte“.
Freiheit, Hoffnung, Gerechtigkeit, Gleichheit, Respekt, Verantwortung: Das sind universelle ethische Begriffe. Eine Art der Auseinandersetzung mit ihrem Zustand in der Gesellschaft sind die Wandmalereien unter dem gemeinsamen Titel „Haus der Werte“ (Legionów Straße 11), ein Projekt der Stiftung Internationale Jugendbegegnungsstätte und der Konrad-Adenauer-Stiftung. Der Autor der Porträts von Anna Dymna, Andrzej Seweryn, Jurek Owsiak und Marian Turski ist Łukasz Majerowski.
„Mural im Park des Friedens" (Friedenspark, Teil des Parks nördlich von Aleja Tysiąclecia) ist wiederum ein vielfarbiges und fröhliches Werk von Anna Wardęga-Czaja. Es spielt auf die Symbolik des Friedens an, wie z. B. eine Taube mit einem Olivenzweig, sich gegenseitig haltende Hände oder ein Herz auf einer Hand. Die Formen der Zeichnungen sind vereinfacht und erinnern an ein Malbuch für Kinder.
Bei einem Besuch in Oświęcim sollte man sich auch das „Vogel-Wandbild" (Mauer des jüdischen Friedhofs von der General Jarosław Dąbrowski Straße) nicht entgehen lassen, ein Werk von Wojciech Rokosz aus dem Jahr 2022 an der Wand des jüdischen Friedhofs. Es ist eine einzigartige Verbindung der jüdischen Grabsteinsymbolik und... der Ökologie, da der Friedhof eine grüne Enklave in der Stadt ist, in der sich häufig Vögel aufhalten. Der Autor hat acht Vogelarten verewigt und ihre Bilder in die teilweise überwachsene Mauer eingefügt. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Zentrum in Oświęcim realisiert.
Einzigartige Symbolik - einzigartige Wände
Die Murals – sowohl jene auf der Route, als auch die weiteren außerhalb davon - repräsentieren das einzigartige Erbe der Stadt des Friedens. Sie zeigen ein anderes Gesicht der Stadt, frei von der Last offensichtlicher Hinweise auf den Holocaust, den Tod und die Trauer, stattdessen voller Symbolik und einzigartiger Schönheit. Sie laden uns ein, innezuhalten und nachzudenken... Diese Mauern werden mit Sicherheit zu uns sprechen!!